Liebe Freunde aus der Deutschen Schweiz,

ich hoffe von Herzen dass es euch allen gut geht.

Heute morgen habe ich diesen Artikel gelesen und mir die Kommentare angeschaut.

Ich bin nicht wegen der Zahl der Toten erschrocken. Ich bin aber wegen den Kommentaren erschrocken, die ich Lesen konnte.

Dass diese Zahl der Toten so hoch ist, ist jedem Tessiner bekannt. Praktisch jeder Tessiner musste während diesen anderthalb Monaten mehrmals und viel mehr als zuvor von Bekannten/Verwandten abschied (auf distanz) nehmen.

Praktisch jeder Tessiner hat ebenfalls Bekannte/Verwandte die auf einer der Covid-19 Intensivstationen gelandet sind, und die jetzt mühselig in der Konvaleszenz sind um wieder Gesund zu werden. Einige davon sind Wochen nach der Krankheit immer noch Positiv auf den Test. Viele Überlebende sind sportlich, hatten keine Vorerkrankungen gehabt.

Zur Statistik selbst:

Die Statistik stimmt ziemlich genau (ihr könnt ja als Vergleich die Todesanzeigen auf den Tessiner Zeitungen addieren, die Verstorbenen werden nämlich offiziell ausgeschrieben).

Es sind durchschnittswerte, die auch so einiges Beschönigen. Wenn ihr wirklich wert drauflegt, zu verstehen an was die Deutsche Schweiz dank dem Lockdown vorbeigeschrammt ist, schaut euch die vorletzte Spalte der Statistik für das Tessin an. Drei mal mehr Tote als der Durchschnitt. Nur dank dem Lockdown konnte diese Extremst schwierige Lage mit potential zur exponentieller Verschlimmerung im Tessin unter Kontrolle gebracht werden. Dank der Pionierarbeit im Tessin konnte das Desaster in der ganzen Schweiz (vorübergehend, man hofft aber natürlich definitiv) verhindert werden.

Jeder darf natürlich seine Meinung aussern, wir sind ja schliesslich in einem freien Land. Die “Verharmloser” und die “Negationisten” sollten aber einfach daran denken, dass jede einzelne Einheit in dieser Statistik einen geliebten Menschen räpresentiert, der nicht mehr ist. Ein individuum mit Name, Vorname, einem Gesicht und Verwandte die jetzt trauern.

Eine Statistik hinterfragen darf man, muss man sogar. Bevor man das tut, sollte man aber die eigenen Kompetenzen im Statistik lesen hinterfragen. Denn sonst artet die Übung meist in (ungewollten) Stammtisch Zynismus aus, der in dieser Lage total Unangebracht ist.

Es ist gut möglich, dass die Sterbezahlen jetzt (glücklicherweise) zurückgehen werden, sogar tiefer als der Durchschnitt. Dies ist aber eine Folge der getroffenen Massnahmen und nicht der Saison oder des Zufalls. Diese Massnahmen werden nämlich nicht nur die Verbreitung des Corona Virus eindämmen, sondern auch Die von weiteren Krankheiten die durch Kontakt/Tröpfchen verbreitet werden, z.B. die Saisonale Grippe.

Bis jetzt war die Coronakrise einen Schuss knapp oberhalb der Wasserlinie für das Tessin, Genf und Waadt, und ein Warnschuss vor den Bug für den Rest der Schweiz.

Die Lehren die gezogen wurden (und Die, die noch nicht analysiert wurden) sollen helfen, eine solche Situation die jederzeit wieder passieren kann, besser einzuschätzen. Die eigenen Möglichkeiten besser zu Nutzen. Strategische Kompetenzen die man ausgelagert hat wieder zu erlangen. Denn nur so werden tausende betroffenen Schicksale nicht vergebens opfer gebracht haben.

Danke für das Lesen und Teilen. Ich wünsche euch allen einen Schönen Sonntag

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